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Das im Dezember 2007 wiedereröffnete Carlton Hotel St. Moritz kann auf eine lange
Geschichte zurückblicken: Im Jahr 1913 öffneten sich erstmals die Türen des
repräsentativen Gebäudes. An Weihnachten in jenem Jahr empfing das fünfte
Fünfsternehotel in der schon damals sehr eleganten Feriendestination seine ersten
Gäste.
Mündliche Überlieferungen sagen aus, dass das Haus ursprünglich einmal als
Sommerresidenz für den russischen Zar Nicolaj II., Spross der berühmten Romanoff
Dynastie und Enkelsohn des Zaren Alexander II., geplant wurde. Jedoch konnten diese
nie abschliessend bestätigt werden. Vielmehr ist es der Fall, dass die Zarengeschichte
von einem ehemaligen Besitzer erfunden worden ist, um das Interesse der Öffentlichkeit
am Haus zu wecken. Heutzutage würde man dies einen genialen PR-Coup nennen,
denn die Zarengeschichte hält sich tapfer. Und trotz der Tatsache, dass sie nicht mehr
als eine Legende ist, hat Interior Designer Carlo Rampazzi die glamouröse, russische
Geschichte als künstlerische Inspiration für die Vollrenovierung von 2006 bis 2007 mit
einem Augenzwinkern gerne mit aufgenommen.
Fest steht, dass nach einer ausserordentlich erfolgreichen ersten Wintersaison 1914 der
erste Weltkrieg ausbrach und die Gäste in St. Moritz den Ort fluchtartig verliessen. Auch
wenn das Carlton durch die griechische Königsfamilie, die während des gesamten
Krieges in St. Moritz im Exil war, einige Aufmerksamkeit erhielt, waren die Zeiten
schlecht. Die lange Dauer des Krieges überstanden nur ganz wenige Häuser; die
meisten Hotels gingen aufgrund der zahlreichen Vermögensverluste ihrer Eigentümer in
den Besitz der Banken über. So auch das Carlton, das wie andere Häuser im Engadin
plötzlich der Schweizerischen Volksbank gehörte.
In den 30er Jahren erlebte das Carlton erstmals glanzvolle Jahre. In der Bibliothek St.
Moritz sind Artikel aus dem „Engadin Express & Alpine Post“ archiviert, in der Afternoon
Tea Times mit hochrangigen Gästen aus London, Amsterdam und Paris angekündigt
werden. Der zweite Weltkrieg beendete diese Hochphase sehr schnell und im
September 1939 wurde das Hotel erneut geschlossen. Erst im Winter 1947/1948 öffnete
das Hotel dann wieder seine Türen. Alfred Koch, Spross des Bauunternehmers Valentin
Koch-Robbi, der 1912 das Hotel in Verbindung mit dem bedeutenden Schweizer
Hotelarchitekten Emil Vogt gebaut hatte, übernahm die Direktion. Doch die
Verantwortlichen der Bank waren sehr skeptisch gegenüber der Hotellerie in St. Moritz,
so dass das Haus nach dem ruhmreichen Olympia-Winter im Jahr 1948 wieder
geschlossen wurde.
Erst sieben Jahre später, als das Haus durch die Familie Ernst aus Luzern, die
damaligen Inhaber des Kulm-Hotels in St. Moritz, gekauft wurde, gewann das Carlton
wieder neue Gäste. Es ging bergauf – zumindest für kurze Zeit. Dann folgten zahlreiche
Besitzerwechsel: Zunächst gehörte es einer amerikanischen Gruppe. Dann übernahm
der ehrgeizige Norbert Cymbalista, der das Haus aber nur kurze Zeit später der Banque
de Paris et Pays-Bas verkaufte. Trotz engagierter Direktoren voller Tatkraft und kreativer
Ideen konnte die Reihe der Besitzerwechsel nicht unterbrochen werden.
Ein Armenier kaufte zuletzt das Gebäude und investierte das erste Mal seit 1913
grössere Summen in die Immobilie. Doch auch das neue Dach, die vollständig renovierte
Fassade und das neue Schwimmbad konnten das Carlton nicht retten. Weitere Millionen
wären nötig gewesen, um das Haus auf den modernen Hotel-Standard zu bringen.
Im Herbst 1987 fand das repräsentative Carlton Hotel St. Moritz dann endlich einen
Eigentümer, der nicht nur den Mut sondern auch die Ausdauer hatte, das Haus wieder in
die Riege der Top-Hotels im Ort zu bringen. Seit dieser Zeit zählt das Carlton zur
Tschuggen Hotel Group und wohl zu den schönsten Hotels der Schweiz. Seine
exponierte Lage am sonnigsten Fleck der Feriendestination und der Blick auf den
ganzen St. Moritzer See machen das Carlton St. Moritz einzigartig. Nach dem 18-
monatigen Totalumbau in den Jahren 2006/2007 will das Haus jetzt an die glanzvolle
Wintersaison im Jahr 1913 anknüpfen.
Webseite: www.carlton-stmoritz.ch
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